Der gute Umgang mit Menschen

Ein guter Umgang mit Menschen ist eine wichtige Fähigkeit, die in allen Lebensbereichen von großer Bedeutung ist. Egal ob im privaten oder beruflichen Umfeld, der Umgang mit anderen Menschen beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Beziehungen zueinander. Ein respektvoller und empathischer Umgang miteinander fördert nicht nur ein positives Miteinander, sondern kann auch zu besseren Ergebnissen und erfolgreichen Kooperationen führen. In diesem Zusammenhang spielen soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktlösung und Teamarbeit eine entscheidende Rolle. Ein guter Umgang mit Menschen ist also von großer Bedeutung für eine erfolgreiche und erfüllte Lebensführung.

Höflichkeit! Warum?

„Oma, Mama sagt, es gäbe zu wenig Höflichkeit in der Gesellschaft! Ich frage mich, wofür brauchen wir eigentlich Höflichkeit.” Lea ging zum Kühlschrank, holte sich einen Teller mit Käsekuchen, eine Kuchengabel und setzte sich damit auf den Schaukelstuhl am Kachelofen.
Oma, die am Herd stand und zusah wie der frisch aufgesetzte Kaffee in die Kanne lief, ließ sich am gedeckten Küchentisch nieder. Sie freute sich schon den ganzen Tag auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Käsekuchen. Sie schaute Lea an und sagte:

„Höflichkeit ist eine Möglichkeit durch die Wahrung gewisser Regeln und Formen Brücke zu schlagen. Sie kann Nähe durch gegenseitigen Respekt schaffen, mit ihr lässt sich aber auch Distanz wahren. Möglichkeiten zeigen sich oft in Dingen, die wir täglich tun wie z.B. der Anruf oder die Karte zum Geburtstag, die Gratulation zur bestandenen Prüfung oder das Aufhalten der Tür.

Höflichkeit ist eine Art Lebensstil, der in Fleisch und Blut übergehen kann. Derjenige, der sich im privaten Bereich gehen lässt und im Kreise seiner Familie auf Anstand und Sitte keinen Wert legt, der wird es in der Gesellschaft oft schwer haben, sich zurecht zu finden. Am ehesten erkennt man, ob jemand Benehmen hat, wenn er sich unhöflich verhält. Das Schnüffeln in der Privatsphäre anderer, das heimlich gelesene Notizbuch des Kollegen, der ungefragte Griff in den Kühlschrank … all dies sind Beispiele für schlechtes Benehmen. Durch diese Unaufmerksamkeiten hinterlässt man einen Eindruck, der einen unzuverlässig und nicht vertrauenswürdig erscheinen lässt. Arthur Schopenhauer hat einmal gesagt: „ Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.“ Oma senkte die Stimme und wurde dann für einen Moment stillt. Dann blickte sie Lea vorwurfsvoll an und sagte: „Na, schmeckt dir mein Kuchen?“ Lea schaute überrascht auf den Teller, auf dem nur noch Krümel lagen und antwortete verlegen: „Oh ja, er war köstlich“ und sie merkte sofort, was Oma mit Höflichkeit meinte.

Die Netikette

Oma schaut um die Ecke ins Wohnzimmer, wo Lea auf dem Sofa sitzt und fleißig die Tastatur ihres Handy bearbeitet und sagt zu ihr: „ Lea, Kaffee und Kuchen sind fertig, kommst bitte rüber in die Küche“. „Ja, sofort“, antwortet Lea, „bin sofort fertig, und brummelt noch ein paar Buchstaben vor sich hin: *bmvl* “. „Was soll denn das gewesen sein“, fragt Oma, „eine neue Sprache“? „Nicht ganz“, antwortet Lea, „aber eine internationale Abkürzung der Netikette“. „Ups“, sagt Oma, „Netikette, was ist den das, dass habe ich noch nie gehört“? „Darunter versteht man die Benimmregeln für elektronische Kommunikation“, antwortet Lea.

„Diese neue Wortschöpfung entstand durch die Verschmelzung von „net“ kurz für Internet und halt „Etikette“. Es gibt eine Menge Abkürzungen, die man für Emails und SMS benutzen kann.

Vor allem die Smileys gefallen mir am besten“. „Was sind denn Smileys, und was hast du vorhin abgekürzt“, will Oma wissen. „Also“, sagt Lea, „mein *bmvl*, bedeutet: „biege mich vor lachen“. Oma lacht und fragt: Gibt’s davon noch mehr. „Oh ja“, sagt Lea, „z.B. ein *hm* bedeutet „ich muss mal überlegen“ oder *dbdb* wiederum heißt „du bist die / der beste. Mittlerweile gibt es sogar Bücher für diese Abkürzungen. Mit ein paar Strichen und Punkten kann man verschiedene „Gesichtszüge“ darstellen, Smileys genannt, die eine bestimmte Stimmung darstellt“. Lea nimmt ihr Handy vor sich und tippt das folgende Bild ins Display und zeigt es Oma „ :-)) „ .Dies ist ein sehr fröhlicher Smiley. Willst du noch mehr?. „Na klar“, sagt Oma und Lea fängt an zu tippen und zeigt es ihr. „ 😀 „ = auslachen; „ 😛 „ = Zunge rausstrecken; „ :-* „ = Kuß; „ 😮 „ = erstaunt; „ :-< „ = zwecklos usw. . “Das finde ich echt witzig“, sagt Oma. Während Lea zu einem Stück Kuchen greift sagte Sie: „Trotz aller wunderbaren und nicht immer auf Anhieb verständlichen Abkürzungen, sollte man sie zum Wohle des Empfängers sehr sparsam einsetzen. Dann beißt Lea in das Stück Kuchen und läßt ein sehr langes „hmmm“ erklingen, und Oma fragt grinsend: „Schmeckt dir nur mein Kuchen, oder willst du mir etwas anderes mitteilen“?

Diener oder nicht ?

Oma und Lea sitzen gemeinsam im Restaurant und beobachten aufmerksam die anderen Gäste, als Lea lächelnd sagt:

„Schau mal Oma, wie Opa die Dame mit Handschlag und tiefen „ Diener“ begrüßt. Er kann nur froh sein, dass da kein Tisch steht, sonst würde er glatt mit dem Kopf aufschlagen“.

„Ja, was ein Glück“, sagt Oma. „Ich habe ihm schon sooft gesagt, dass er es nicht immer so übertreiben soll. Ich glaube, diese Gewohnheit kann er sich nicht mehr abgewöhnen, obwohl er genau weiß, dass der Diener wie auch der „Damen Knicks“ Relikte sind, die man heute getrost vernachlässigen kann. Eine klein wenig angedeutete Verbeugung, lass ich mir ja noch bei den Männer gefallen, beziehungsweise finde ich bei manchen Gelegenheiten höflich. Allenfalls Diplomaten oder Gäste gekrönter Staatsoberhäupter müssen noch wissen, wie man als Herr formvollendet den Kopf bzw. den Oberkörper zu neigen hat“. „Woher kommt eigentlich dieses Relikt, wie du es eben nanntest“, fragt Lea. „In der guten alten Zeit“, antwortet Oma, „entbot man seinem Gegenüber die Ehre des Dieners. Man neigte seinen Kopf und Oberkörper, um ihm zu zeigen, dass man keinen Helm trug, sich also gewissermaßen schutzlos und voller Vertrauen dem anderen gegenüber, sozusagen, in die Hände begab. Der Hofknicks, oft verbunden mit einem demütigen zum Boden gerichteten Blick, sollte nichts anderes beweisen, als dass sich die Dame dem Manne, oder auch der ranghöheren Damen, unterwirft“. „Da wir aber die perfekte Gleichberechtigung anstreben“, sagt Oma, „wird heutzutage weder ein Diener noch ein Knicks erwartet“. „Es sei denn, man trifft auf echte Majestäten, dann gehört der Diener und der Hofknicks immer noch dazu“. „Na ja“, antwortet Lea etwas verschmitzt, „vielleicht hat ja Opa gerade eine königliche Hoheit begrüßt“. „Das glaube ich kaum“, antwortet Oma. „Und wie so nicht?“, stichelt Lea. „So viele Majestäten kann es hier gar nicht geben, wie Opa „Diener“ gemacht hat“, antwortet Oma mit einem leicht eifersüchtigen Unterton.

Wie ist das mit dem „Duzen“ ?

„Hallo Oma“, sagt Lea, „mal in einen Betrieb Einblick zu erhalten ist richtig Klasse. Dort sind auch alle sehr nett, mit einigen bin ich schon sogar per du!“ „Na, das freut mich“, antwortet Oma.

„Sag mal Oma, ich frage mich, wie ist das eigentlich grundsätzlich mit dem ‘Duzen’ “ „Dies ist leicht zu beantworten.“, sagt Oma,

„Dass man zu jemanden ‘Du’ sagt, gibt es noch nicht lange. Bis Mitte des 19. Jhd. gab es das allgemeine ‘Du’ zu einer vertrauten Person überhaupt nicht. In der bürgerlichen Gesellschaft war jeder ein ‘Sie’, selbst Kinder redeten ihre Eltern mit ‘Sie’ an. Erst die Gewerkschaftsbewegungen führten das ‘Du’ als Ausdruck für Brüderlichkeit und sozialistische Gleichheit ein. ‘Sie’ zu jemanden zu sagen, der nicht zum Familien oder Freundeskreis gehört, schafft eine höfliche Distanz und gibt die Möglichkeit, nicht sofort allzu vertraulich zu werden. Gerade im Beruf sollte man anfänglich immer die ‘Sie-Form’ wählen, auch wenn sich in den letzten Jahren im Arbeitsleben die Sitte verbreitet hat, recht schnell zum ‘Du’ überzugehen. Man sagt, es würde den Teamgeist fördern. Ich denke, die Entscheidung, ob jemand lieber mit ‘Du’ oder mit ‘Sie’ angesprochen werden möchte, muss auch im Beruf jedem selbst überlassen werden.“ „Wer darf zu wem als erster ‘Du’ sagen?“, fragt Lea. „Grundsätzlich gilt”, sagt Oma, „dass der oder die Jüngere wartet, bis ihm bzw. ihr von dem Ältern das ‘Du’ angeboten wird. Im Beruf kann nur der Höhergestelte das ‘Du’ anbieten. Hier spielt das Alter keine Rolle. Früher galt es im privaten Bereich als unschicklich, dass eine Frau dem Mann das ‘Du’ anbietet. Diese Regel ist inzwischen veraltet. Was immer noch etwas heikel ist, ist wenn z.B. ein Betriebsfest gefeiert wird, und der Alkoholpegel im Laufe des Abends etwas steigt, und dann der Chef mit einem ‘Brüderschaft’ trinkt.“ „Ich würde am nächsten Morgen erstmal wieder zu allen ‘Sie’ sagen, und wenn es ein ernstgemeintes ‘Du’ vom Vorabend war“, unterbricht Lea Oma, „wird derjenige es schon korregieren“, und Oma stimmt kopfnickend zu.

Die Kopfbedeckung

Lea geht mit Opa im Park spazieren, als eine Frau vorbei geht und Opa elegant den Hut zieht und sagt: „Guten Tag, Frau Leopold.“ Eine freundliche Frauenstimme erwidert die Grüße.

„Sag mal Opa, wieso zieht ihr Männer eigentlich den Hut zur Begrüßung?“

, fragt Lea und Opa antwortet: „Diese Sitte, das man zum Gruß die Kopfbedeckung abnimmt, liegt weit zurück. Damals galt schon die sogenannte ‘leere Hand’ als Friedenszeichen, so war der ungeschützte Kopf der absolute Beweis einer freundlichen Gesinnung. Daraus entstand die ritualisierte Geste des Helms und später des Hut abnehmens.“ „Gibt es einen Grund, warum heute so wenig Männer noch Hüte aufhaben?“ „Bis vor 50 Jahren war der Hut ein ebenso wichtiger Teil der Alltagsgarderobe, wie heute das Hemd oder die Krawatte. Der Hut ist ein gutes Beispiel dafür, dass jede Mode einem praktischen Erfordernis entspringt. Im Fall des Hutes war dies der Schutz vor Nässe, Staub, Kälte und Sonne. Wer in der Lage ist, sich sein Haar zu waschen, sobald es nötig ist, braucht es nicht vor Staub und Schmutz zu schützen. Die Frisuren der 60er und 70er Jahre hat dem klassischen Hut die Existenz erschwert. Denn wer wollte schon auf die kunstvoll geföhnte Haarpracht einen Hut stülpen. Und so wurden immer weniger Hüte getragen.“ „Schade”, sagt Lea, „gibt es für das Grüßen mit dem Hut auch Regeln?“ „Mein Vater“, antwortet Opa, „hat früher immer gesagt: ‘Kommt die Dame von rechts, grüßt der Herr von links und umgekehrt.’ Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, sollte der Herr den Hut mit links ziehen, um die rechte Hand für einen Händedruck frei zu haben. Wichtig ist, dass der Hut seitwärts abgenommen wird und nicht zwischen sich und der gegenüber stehenden Person. In geschlossenen Räumen dürfen Damen ihre Kopfbedeckung aufbehalten, die Herren hingegen müssen in der Regel alle Kopfbedeckungen abnehmen.“ „Das ist gut zu wissen”, sagt Lea, „das sollte ich mal meinen Schulkameraden mit ihren Baseballmützen weitergeben,“ und Opas Gesichtszüge verformen sich zu einem breiten Grinsen.

Der Handkuss

Lea und Oma sitzen noch ganz gerührt während des Filmabspanns vor dem Fernseher. Beide sehen gerne und leidenschaftlich alte romantische Spielfilme. Mit einem leichten Seufzer sagt Lea:

„Solche Filme sind doch immer wieder schön, vorallem finde ich es romantisch, wenn die Herren die Damen mit einem Handkuss begrüßen und verabschieden. Schade, dass das heute keiner mehr macht! Ist das heutzutage unhöflich oder sogar ‘verboten’?“

„Nein , natürlich nicht“ sagt Oma. „In den letzten Jahrzehnten schwankte seine Beliebtheit ganz erheblich. Bei den einen ist er verschmäht und total verstaubt, und bei den anderen ist er ein liebenswürdiges Relikt, das sehr elegant wirkt.“ In diesem Moment schnellt Oma vom ihrem Stuhl hoch und sagt: „ Ich glaube, ich habe sogar noch ein altes Benimm-Buch, indem beschrieben ist, wie man einen Handkuss gibt.“ Sie geht zu einem Regal und mit einem Griff hat Oma das Buch in der Hand und blättert herum. “Ah, hier ist es ja! Also man nehme: …” „hört sich wie ein Kochbuch an“, wirft Lea ein und Oma sagt weiter „… sanft die Hand der Dame an deren Fingerspitzen, hebe sie leicht an und beuge sich deutlich vor. Sodann tue man so, als wolle man die Handoberseite küssen, halte aber kurz zuvor inne und richte sich wieder auf. Niemals dürfen die Lippen die Haut berühren, niemals ein küssendes Geräusch zu hören sein… Schön, nicht?“ sagt Oma. „ Der stilvolle und formvollendete Kuss stellt eine Verbeugung vor der Dame dar und ist ein Zeichen von Verehrung und Achtung. Ich denke, dass ein Handkuss heute noch bei einem Empfang oder Ball vorstellbar ist, weniger bei einer Party. Der Handkuss sollte auch nur auf geschlossene Räumlichkeiten beschränkt bleiben, wozu auch Terrassen zählen. Außerdem ist es so, dass wenn der Herr eine Dame in einer Runde mit Handkuss begrüßt, muss er diese Geste auch allen anderen zuteil werden lassen. Der Handkuss darf nur über nackter Haut angedeutet werden, nicht über Handschuhen.“ „Auja“, sagt Lea lachend „dann wird es jetzt Zeit das der Frühling kommt und ich keine Handschuhe mehr brauche.“ Oma schaut Lea einige Augenblicke fragen an, und dann lacht auch sie.

Der Theater – Besuch

Lea und Oma sind im Foyer des Theaters und haben gerade ihre Garderobe abgegeben, als Lea Oma fragt:

„Sag mal Oma was passiert eigentlich wenn man im Theater oder in der Oper zu spät kommt“?

„In deiner Sprache gesprochen“, antwortet Oma, „hat man halt Pech gehabt. Denn es ist in der Tat so, dass wer zu einer Theateraufführung oder einem Konzert zu spät kommt , warten muß bis zur Pause des ersten Aktes um Sänger, Schauspieler, Musiker und das Publikum nicht zu stören. Einige Theater haben für Nachzügler spezielle Logen weit oben und an der Seite, deren Betreten von unten nicht wahrgenommen werden kann. Auch nach den Pausen hat man, sobald die Türen zu den Zuschauerräumen geschlossen sind, meist keine Chance, auf seinen Platz zurückzukehren“. „Kommt deshalb immer ein Klingelzeichen über die Lautsprecher“, fragt Lea dazwischen. „Richtig“ , antwortet Oma, „einmal Klingeln heißt das man sich wieder in Richtung seines Sitzplatzes begeben soll. Zweimal Klingeln signalisiert, dass es jetzt höchste Zeit wird, den Platz aufzusuchen und dreimal Klingeln kündigt das Schließen der Türen an“ . „Ups“, sagt Lea, „mir ist noch nie aufgefallen, dass unterschiedlich geklingelt wird. Da muß ich heute mal darauf achten“. „Mach das“, sagt Oma. „Was auch noch im Theater wichtig ist, ist der Applaus“, sagt Oma. „Na klar“, sagt Lea, „das ist doch das ‘Brot des Künstlers’ “. „Stimmt“, sagt Oma, „aber, weißt du auch wann man nur applaudieren sollte“. „Na, wenn du mich so fragst , bin ich auf deine Antwort gespannt“. „Also“, beginnt Oma, „bei einem Konzert wird bei einem mehrsätzigen Stück nicht zwischen den Sätzen geklatscht, sondern am Ende. Bei Opern klatscht man nach den einzelnen Akten. Wenn bei einem geistlichen Konzert der Applaus erst zum Schluss des Konzerts erwünscht ist, wird normalerweise im Programmheft oder bei der Begrüßung darauf hingewiesen“. „Na dann laß uns mal in den Saal gehen“, sagt Lea ungeduldig vor Freude, „sonst kann ich die neu gelernten Regeln gar nicht richtig anwenden“, und beide schauen sich an und lachen!

Und überall klingeln die Handys (1. Teil)

Oma und Lea sitzen mit der ganzen Familie in einem Restaurant. Das Essen ist bisher vorzüglich, leise Musik spielt im Hintergrund, Kerzen verbreiten ein warmes Licht, und die Stimmung ist so richtig harmonisch, ruhig und romantisch, bis plötzlich am Tisch neben Ihnen ein lautes Telefonklingeln ertönt. Ein junger Mann greift in seine Jackentasche, holt sein Handy hervor und beginnt zu telefonieren. Lea schaut Oma an und sagt:

„Kann ein echter Stimmungskiller sein, so ein Handy.“

„Ja, stimmt leider“, sagt Oma, „es wirkt auf mich so, dass immer mehr Menschen meinen, mittels Handy ihre Wichtigkeit beweisen zu müssen. Früher wurde die Wichtigkeit vielleicht durch ein großes Auto oder eine teure Armbanduhr dokumentiert. Heute scheint es, dass dies durch ein Handy auch erreicht werden kann, vor allem bei der Jugend.“ „Aber es ist doch trendy, immer und ständig erreichbar zu sein. Es könnte ja was gaaanz Wichtiges sein,“ sagt Lea grinsend. „Das kann vereinzelt auch sein,“ sagt Oma. „aber sei doch mal ehrlich, meistens sind doch die Gespräche eher von belangloser Natur. In vielen Fällen, ist das Handy schon eine große und nützlich Bereicherung unseres täglichen Lebens, wenn man dabei ein paar Regeln zum Wohle seiner Mitmenschen beachtet.“ „Und welche meinst Du, Oma?“ „Ich denke, dass es nicht gerade höflich ist, sein Handy in der Öffentlichkeit ständig angeschaltet zu lassen, wie z.B. beim Arzt, beim Pop- oder Klassik – Konzert, in Kneipen oder in Restaurants. Falls man wirklich einen dringenden Anruf erwartet, sollte man es vorher seinem Gesprächspartner sagen, und dann das Telefongespräch so kurz wie möglich halten. Auch sollte der Klingelton recht leise eingestellt sein, und auf die längste Klingelmelodie verzichten werden, damit man andere nicht nervt.“ „Sag mal Oma, gibt es eigentlich auch Orte oder Situationen, wo ein absolutes Handy – Verbot herrscht?“, fragt Lea. „Ja gibt es, Lea“, sagt Oma, „aber dass erzähle ich dir ein wenig später, denn gerade kommt unser Nachtisch…

„Und überall klingeln die Handys“ (2. Teil)

„Oma“, sagt Lea, „du wolltest mir doch noch erzählen, wo ein absolutes Handy – Verbot herrscht. „Richtig“, erwidert Oma, „und zwar in Kirchen, Krankenhäusern, bei Trauerfeiern und Beerdigungen sollte man auf sein Handy komplett verzichten.

Insbesonders bei Beerdigungen reicht es nicht aus, ein Handy stumm oder auszuschalten. Bereits das sichtbare Mitnehmen eines Handys bedeutet eine Unhöflichkeit“.

„Und warum?“ fragt Lea. „Es wirkt wie ein nonverbales Signal, als hätte man nicht einmal soviel Anteilnahme während dieser Zeit des Gedenkens andere Wichtigkeiten auszuschließen. Auch bei einem Krankenbesuch sollten Zuwendungen und Aufmerksamkeit ausschließlich der oder dem Besuchten gelten. Genauso sind Handys in Kirchen, wie auch bei einem Vorstellungsgespräch fehl am Platz“. „Und wie sieht es mit SMSs aus“, fragt Lea. „Der Empfang einer Kurzmitteilung“, antwortet Oma, „ist unter bestimmten Bedingungen keine Unhölflichkeit, wenn das Handy stumm geschaltet ist, und damit der Eingang der SMS lautlos vor sich geht. Was allerdings doch als unhöflich angesehen wird, ist, wenn jemand bei einem Gespräch sein Handy vor sich liegen hat und den Blickkontakt unterbricht, um ständig auf sein Handy zu starren, ob eine neue SMS eingegangen ist, oder noch schlimmer sogar sie noch liest. Dies ist ein deutliches Signal der Missachtung der anderen Person. Daran ändert sich auch nichts, wenn man ein Gespräch im Stehen führen würde.“ „Mich würde auch noch was ganz anderes zum Thema SMS interessieren?“, sagt Lea. „Was denn“, fragt Oma. „Sollte man den Text einer SMS in groß/klein Schreibung schreiben oder reicht es auch aus, alles klein zu schreiben“? „Ich denke“, sagt Oma, „jeder darf selbst entscheiden, ob er es konservativ groß/klein oder ‘global-trendy’ alles klein schreiben will.“ „Es ist echt toll Oma, wie du dich damit auskennst“, sagt Lea. „Naja“, es macht mir halt auch Spaß, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen“, sagt Oma mit einem lächeln und ist sichtlich über das Kompliment erfreut.

 

Der kleine Finger

„Hallo Oma“, sagt Lea, „waren deine Gäste zum ‘Kaffeekränzchen’ noch lange da?“ „Oh ja, wir hatten viel Spaß gestern nachmittag.“ „Sag mal Oma“, sagt Lea mit leicht verzögerter Stimme „gestern habe ich bei einem deiner Gäste etwas für mich witziges beobachtet.“ „So“, sagt Oma „was denn?“

„Hast du mal gesehen, dass deine Nachbarin, wenn sie die Tasse anfasst, immer den kleinen Finger abspreizt?“

„Ja, das habe ich“ sagt Oma. „Das macht sie aber schon so lange wie ich sie kenne, und jedes mal muss ich immer wieder an die Geschichte denken, die mir mal erzählt worden ist, vom Ursprung dieses abgespreizten kleinen Fingers. Ob sie wirklich wahr ist, weiß ich nicht genau. Es soll in der frühen Barockzeit entstanden sein, als man es am Hofe eher vorzog sich neu einzupudern und zu parfümieren anstelle sich ordentlich zu waschen. Damals hatte man noch viele Unsitten am Tisch. Man schneuzte sich ins Tischtuch usw. Zu dieser Zeit benutzte man den kleinen Finger, um sich damit den Ohrenschmalz aus dem Ohr zu ‘pulen’.” „Igitt”, wirft Lea ein, „das ist ja voll eklig!“ „Stimmt“, sagt Oma, „aber es geht noch weiter. In der damaligen Zeit hatte man für das Geschirr noch kein fett- und sonstiges schmutzlösendes Spülmittel, und deshalb versuchte man zu vermeiden, das gute Tee- oder Kaffeegeschirr stark zu verschmutzen. Wenn man also unmittelbar vorher mit dem kleinen Finger das Ohr gereinigt hat und den Ohrenschmalz nicht auf der Tasse haben wollte, musste man ihn unweigerlich abspreizen.“ „Mit der Zeit bohrte man nicht mehr mit dem Finger im Ohr, aber man empfand es in den oberen Gesellschaftsschichten als sehr elegant und vornehm aussehend, den kleinen Finger weiterhin von der Tasse zu spreizen. Heutzutage ist das Wegspreizen von Fingern an Tassen und Gläsern, wie du, Lea, sagen würdest, völlig ‘out’.“ „Eine schöne Geschichte!“ sagt Lea „aber vielleicht lag es ja auch nur daran, dass die Tassenhenkel zu klein waren und daher nicht genügend Platz für die Finger da war.“ „Wer weiß, wer weiß“ sagt Oma und lehnt sich entspannt in ihren Schaukelstuhl zurück.

Die Vorstellung „vor zu stellen“

„Oma, Mama hat gesagt, morgen soll ich ihr meinen Lehrer und 4 Schulfreunde aus der neuen Theatergruppe vorstellen, denn wir wollen uns bei mir zu Hause treffen. Obwohl ich mich darauf freue, habe ich ein klein bißchen Angst davor.

Mein Lehrer ist eigentlich sehr nett, aber noch von „der alten Schule“ … hoffentlich mache ich beim Vorstellen alles richtig.

Du kennst ja Mama … sie legt sehr großen Wert darauf. Wen stelle ich eigentlich zuerst vor und wie überhaupt?“ Oma, die offensichtlich von dieser Frage überrascht ist, beugt sich auf ihrem Stuhl nach vorne und greift nach der Kanne Tee, die in der Mitte des Tisches steht und fragt Lea, ob sie auch eine Tasse Tee wolle. Lea verneinte und Oma gießt sich selbst eine Tasse ein. „Ich verstehe dein Problem, aber ich kann dich beruhigen, denn es ist im grunde genommen sehr einfach. Es gibt heute noch zwei „goldene Regeln“, die zu beachten sind: Der Name der Dame ist vor dem des Herren zu nennen bzw. der Chef wird vor dem Angestellten genannt und die offensichtlich jüngere Person wird der älteren vorgestellt. Der Händedruck und ein Lächeln gehören zur Begrüßung, wie Romeo zu Julia. Auch ein leicht angedeutetes Verbeugen ist in der heutigen Zeit immer noch gern gesehen. Hierbei ist es die weibliche Person, die die Initiative ergreift. Sie ist es, die ihm die Hand zuerst reicht, die ältere Person wiederum der jüngeren. Ist man vorgestellt, kann man sagen „angenehm“ oder „sehr erfreut“, besser ist aber ein netter persönlicher Kommentar. Wenn man sich selber vorstellt, sollte man aber auf die coole Art wie: „ich bin der Martin aus Marburg“ oder die übertriebene Art „ mein Name ist Bond, James Bond“ verzichten. Am besten ist immer noch, wenn man deutlich seinen Vor- und Zunamen sagt. Also, wenn du den Besuch morgen empfängst“, da unterbricht Lea ihre Oma und sagt: „Stelle ich als erstes meinen Lehrer vor, danach die Mädchen und dann die Jungen. Richtig?“ „Ja, du lernst schnell, hoffentlich ist das bei deinen Theatertexten auch so!“

Vorstellung von Professoren und Doktoren

Lea, fragt Oma, wie ist denn die Vorstellung deines Lehrers und deiner Schulfreunde gelaufen? Hast du alles richtig gemacht? Ich denke ja, sagt Lea, denn Mama hat mich gelobt, und das soll schon was heißen! Lea macht eine kurze Pause und beobachtet Oma wie Sie die Topflappen von der Wand nimmt.

„ Sag mal Oma, wie hätte ich den meinen Lehrer vorgestellt, wenn er einen Doktoren oder ein Professoren Titel hätte?“

Während Oma die Backofentür öffnet und den fertig gebackenen Käsekuchen zum Abkühlen auf den Küchentisch stellt, antwortet sie: „Es gibt heute eine ganze Menge von Professoren, Doktoren, Diplom- und anderen Berufstiteln, die vor einem Namen stehen. Sie geben Auskunft über den Beruf, den derjenige erlernt oder studiert hat. Beim richtigen Vorstellen mußt Du dieses beachten, ansonsten könnte der eine oder andere schon mal beleidigt sein. Im Grunde genommen ist es sehr einfach mit den Titeln. Beim Vorstellen durch Dritte müssen nicht immer alle akademische Grade, wie Professor oder Doktor, und Adelstitel genannt werden, denn sie sind kein fester Bestandteil des Namens. Stellen sich diese Personen selbst vor, lassen sie ihre Titel weg. Im Gespräch mit einem Professor Dr. Dr. spricht man ihn immer nur mit dem höchsten Grad an. Alle anderen Bezeichnungen wie zum Beispiel Diplom Ingenieur, ADTV Tanzlehrer oder Schreinermeister werden nicht erwähnt, man kann es aber dennoch machen“. Oma macht eine kurze Pause, um mit der flachen Hand vorsichtig zu prüfen, wie warm der Kuchen noch ist, und sagt dann weiter: „ Kommst du mal in die Situation einem Professor oder Doktor einen Brief zu schreiben, dann solltest du darauf achten, dass die Anschrift komplett mit allen akademischen Graden aufgeschrieben ist. Im Brief selbst wird dann nur noch die Anrede mit dem höchsten Grad genommen, genauso wie im Gespräch.“ „Ich glaube, dass kann ich mir gut merken“, sagt Lea, grinst hämisch und fragt: „Und wie ist das bei dir Oma Sophie, ist „Oma“ ein akademischer Grad oder eine Berufs.

Die Moderne Frau

„Oma, Mama hat gesagt, der Herr hilft der Dame aus und in den Mantel und damit basta.“ „Ja, ja ,sagt Oma, so einfach waren mal die Regeln der Umgangsformen.“

„Ist es heute anders, weil du sagst „waren“, fragt Lea, „ich find es toll, wenn Opa mir immer in den Mantel hilft und auch mal die Tür aufhält“.

Oma, die gerade in der Küche steht, und liebevoll das gute Kaffeegeschirr spült, dass nicht in ihre Spülmaschine darf, dreht sich zu Lea um und antwortet: „ Es gibt auch heute genügend Männer, die diese Geste selbstverständlich finden und auch noch genügend Frauen, die sich darüber freuen können, vorausgesetzt man muß sich nicht verrenken, um in die Mantelärmel zu kommen. Aber, „so fährt Oma weiter, „warum soll in der Zeit der Gleichberechtigung immer nur er ihr etwas Gutes tun? Frauen können einem Mann ruhig auch mal aus und in den Mantel helfen, die Tür aufhalten oder ihm etwas abnehmen, wenn er zuviel zu tragen hat. In manchen Situationen kann das auch für ihn sehr hilfreich sein. Genauso kann ich mir auch vorstellen, dass sie als Gastgeberin als erstes ein Restaurant betritt, ihre Gäste plaziert, den Wein wählt und ihn vorkostet und auch zuletzt die Rechnung zahlt. Wenn eine moderne Frau möchte, dass ein Mann sich wie ein Herr benimmt, sollte sie sich wie eine „Dame“ benehmen. Er muß spüren, dass sie im Falle des Mantels oder der Tür seine Hilfe wünscht. Dies kann sie signalisieren in dem sie nicht gleich nach ihrem Mantel greift, oder vor einer geschlossenen Tür verharrt, zur Seite weicht und dem Mann den vortritt läßt. Möchte sie diese Hilfe nicht, kann sie diese ablehnen, sie sollte dabei aber trotz aller Emanzipation die ungeschriebenen Gesetze der Höflichkeit nicht verletzen.“ „Das hört sich gut an“, sagt Lea, dann möchte ich ab jetzt auch eine moderne Frau werden !“ „Das trifft sich gut, sagt Oma, eine moderne Frau sieht von alleine wie und wem sie helfen kann, greift auch selbständig zum Handtuch und trocknet mir gerne ab!“

Die gute Einladung

Oma schneidet sich in ihrem Garten ein paar Rosen ab, als Lea zu ihr kommt. „ Hallo Oma.“ „Guten Tag, Lea“. ,,Oma, ich brauche dringend deine Hilfe“. „ Wo brennst denn „, antwortet Oma.

„ Wie du weißt, möchte ich doch ein Party geben, und als ich Mama fragte wie ich die Gäste am besten einladen kann, sagte sie nur: „ Du machst doch sonst alles per SMS vom Handy aus, warum jetzt eine Ausnahme machen!?“

„Wäre das nicht ein Stilbruch der „guten Einladung?“, fragt Lea. Oma antwortet: „Nun ja, es gibt so eine „ Pi-mal-Daumen-Regel“ die besagt, dass alles, was telefonisch kein Fauxpas wäre, auch als Email, SMS oder per Fax kein Tritt ins Fettnäpfchen ist. Ich finde, bei einer privaten Einladung sollte man sich, egal ob es mündlich, schriftlich oder sonstwie ist, schon etwas Mühe geben und sich etwas einfallen lassen. Je persönlicher und individueller eine Einladung ist, desto besser wird sie bei dem Gast ankommen. Hingegen zu offiziellen Feiern, einem Jubiläum, einer Hochzeit oder einem Festakt bietet sich eigentlich immer nur der schriftliche Weg an“. „Was muß eine offizielle Einladung alles enthalten?“, fragt Lea. „Gute Frage Lea“, antwortet Oma. Also, sie muß enthalten wer einlädt, welcher Anlass gefeiert wird, wann und wo die Feier stattfindet, welche Kleidung erwünscht wird, welche Form die Antwort haben soll, z.B. per Antwortkarte, telefonisch und wohin die Antwort gerichtet werden soll“.
„Ah, ich glaube“, sagt Lea, „so etwas habe ich schon gesehen. Da steht dann immer u.A.w.g.- um Antwort wird gebeten“. „Richtig“, sagt Oma. In der Regel sollen offizielle Einladung 4-5 Wochen vorher verschickt werden. Wenn man es perfekt machen will, schickt man kurz vorher nochmal eine Erinnerungskarte mit den entsprechenden Angaben und einem Vermerk „p.m.“, was auf französisch „pour memoire“, und auf Deutsch „zur Erinnerung“ heißt. Nimm dir doch ein paar Rosen mit, vielleicht kannst du damit deine Einladung verschönern“. Da lacht Lea und sagt: „Du meinst wohl ich soll durch die Blume einladen?!“

Wie Pünktlich ist Pünktlich?

„Hallo Oma“, sagt Lea ganz aufgeregt vor Freude, „ich habe eine Einladung erhalten und werde nicht ganz schlau aus ihr“. „Was meinst du damit, du wirst nicht ganz schlau aus ihr?“, antwortet Oma. „Schau mal hier unten steht „s.t.“ , sagt Lea. „Weder Mama noch ich können mit dem Kürzel etwas anfangen“. Oma antwortet:

„Da kann ich dir helfen. Diese Abkürzung „s.t.“ bedeutet „sine tempore“, was wörtlich übersetzt „ohne Zeit“ heißt.

Dies soll dich darauf hinweisen, dass du bitte pünktlichst erscheinen sollst. Falls du auf einer Einladung das Kürzel „c.t.“ findest, bedeutet dies „cum tempore“, also „mit Zeit“. Dies erlaubt dem Gast bis zu einer Viertelstunde, manchmal sogar bis zur einer halben Stunde, später als angegeben zu erscheinen“. „Ist das nicht die sogenannte „ Akademische Viertelstunde? „Ja“, antwortet Oma. Gibt es dafür eine logische Erklärung“, fragt Lea. „Diese „Viertelstunde“, antwortet Oma, „macht schon Sinn. Stellt dir mal vor, du hast zu einem großen Fest geladen und möchtest jeden Gast persönlich begrüßen, dann wird man dankbar sein, wenn die Gäste nach und nach eintreffen“. Ah, ich verstehe“, sagt Lea. „Pünktlichkeit finde ich sehr wichtig“, sagt Oma, „denn einen anderen warten zu lassen ist unhöflich. Für Feierlichkeiten gibt es noch ein paar „Pünktlichkeitsregeln“ auch wenn es nicht ausdrücklich da steht“. „Welche denn?“, fragt Lea, und Oma antwortet: „Wird zu einem warmen Essen eingeladen, muß der Gast auf die Minute pünktlich sein. Gleiches gilt bei einem Fest, dass mit Musik oder einer Rede eröffnet wird. Bei einer Abendeinladung ohne Essen sollte man ungefähr pünktlich sein, aber nie mehr als 15 Minuten früher oder später. Bei einem großem Fest, Empfang oder wenn es heißt z.B. „ab 18.00“ ist Pünktlichkeit nicht unbedingt erforderlich. „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“ heißt es immer, sagt Oma abschließend“. Darauf Lea: „Gut das ich kein König bin“. „Trotzdem gelten doch alle Regeln auch für dich“, wendet Oma ein. „Schade“, sagt Lea und beide lächeln.

Niesen und „Gesundheit“ sagen noch aktuell ?

Oma sitzt im Wohnzimmer und sortiert Fotos in ihr Fotoalbum, als Lea mit einer hochroten Nase das Zimmer betritt. „Guten Tag Lea“, sagt Oma, „oh je dich hat es anscheinend ganz schön mit einer Erkältung erwischt“. „Hallo Oma“ grüßt Lea „es ist nicht so schlimm wie es aussieht“.

Im gleichen Moment holt sie tief Luft und muss laut niesen. Lea nimmt das Taschentuch vom Gesicht weg und sagt spontan: „Danke“. „Wofür bedankst du Dich?“, fragt Oma. „Naja, ich dachte du wirst jetzt „Gesundheit“ sagen“, erwidert Lea.

„Das versuche ich mir gerade ab zu gewöhnen“, sagt Oma und Lea fragt verwundert: „ Wieso das?“ „Ich habe kürzlich gelernt“, sagt Oma, „dass man dies nicht mehr sagt.“ „Gibt es dafür einen Grund“, fragt Lea interessiert und steckt ihr Taschentuch weg. „Die Begründung liegt darin“, erklärt Oma, „ dass die Anzahl der Allergiker bedauerlicher Weise ansteigt und die Menschen, die ständig von der Nieserei geplagt sind, könnten das ständige „Gesundheit“ schnell als Ironie verstehen. Außerdem muss ein Niesen nicht unbedingt ein Zeichen von Krankheit sein. Denke nur mal an die Wirkung von Pfeffer! In vielen Situationen fühlen sich Niesende sowieso schon als Störenfriede. Das „Gesundheit“ würde diesen Effekt noch verstärken. Heutzutage sagt man, dass Kommentare zu unfreiwilligen Körperäußerungen grundsätzlich überflüssig sind. Auf ein Husten beispielsweise gibt es auch keine Antwort.“ „ Leuchtet ein“, sagt Lea einsichtig, „aber irgendwie hat man sich daran gewöhnt, und ich finde es eine schöne Geste, jemanden baldige Genesung zu wünschen.“ „So ähnlich sehe ich es auch“ sagt Oma, „ es gibt dazu eine schöne Sage aus dem Mittelalter, die besagt, dass der „Sensenmann“ ein Buch besaß, wo alle Menschen namentlich vermerkt waren. Jedesmal wenn er einen Namen las, musste die Person niesen. Darauf wünschte man ihr schnell „ Gesundheit.“ „Also, sei mir nicht böse, wenn ich aus Gewohnheit wieder einmal „Gesundheit“ sage.“ Darauf sagt Lea verschmitzt: „ Das muss ich mir noch überlegen.“

Die „Rechts-geh`-Regel“?

Lea, ihre Eltern und Großeltern beschließen beim Frühstücken, dass sie in die Stadt gehen wollen, um einen Einkaufsbummel zu unternehmen. Oder wie Oma es formuliert, die Vielfalt und Arten der Euromünzen kennen zu lernen. Als sie in der Oberstadt spazieren fragt Lea:

„ Sagt mal, wieso hat sich Oma am rechten Arm vom Opa eingehakt, und Mama an Papas linken?

„ Muß die Frau nicht immer rechts vom Herren gehen? Wer ist denn von euch beiden der wahre Kavalier?“ „Ich denke doch wir beide“, sagt Opa. „Und“, sagt Lea, „ gibt es dafür auch eine Begründung“? „Also“, so fängt Opa immer an wenn er was wichtiges erzählen will, „ in früheren Jahrhunderten war es so üblich und auch oft notwendig, dass die Herren ein Schwert oder Degen an der linken Hüftseite trugen, um sich im Streitfall damit verteidigen zu können. Aus diesen Tagen stammt die Regel, Damen und auch höhergestellte Personen rechts neben sich gehen zu lassen, weil an dieser Seite genügend platz vorhanden war. Später kam dann der Zusatz hinzu, dass der Herr auf der sogenannten „ Gefahrenseite“ gehen soll. Diese Regel ist heute fast in Vergessenheit geraten, obwohl gerade Eltern noch immer instinktiv dieses beibehalten, da es für Kinder ungefährlicher ist, nicht am Straßenrand zu laufen. Heutzutage gilt die Empfehlung, dass bei offiziellen Anlässen die Damen und Hochrangige rechts gehen. Ansonsten gilt: So wie es jedem gefällt. Deshalb kann man auch die „Rechts-geh`-Regel“ umkehren. Es bietet sich an wenn man die Schaufenster auf dem Bürgersteig der linken Straßenseite ansieht „scherzt Opa“. Ist man im Park oder in einer Fußgängerzone ist es der Frau überlassen an welcher Seite sie gehen oder sich einhaken möchte.“ Opa fügt noch schmunzelnd hinzu: „ Es sei denn, der Mann möchte sie, unbemerkt am teuersten Juwelierladen der Stadt vorbei lotsen“. „Na, dann bin ich ja froh“, sagt Lea, „dass ich heute hier alleine gehe, und mich keiner einhakt und an meinen Lieblingsschaufenster vorbeilots“.